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Mein Verein
Die Helfer für alle Wildvögel
26.01.2016 | 18:00 Uhr


Stefanie Neto Mendonca, Inge Tacke-Unterberg, Thorsten Kestner, Lars Weiser und Reinhard Vowinkel (v.li.).Foto: Volker Speckenwirth
Hattingen.  In der Paasmühle werden jährlich rund 1000 Vögel mit teils schweren Verletzungen gepflegt.Der Verein ist Beispiel für ein anstrengendes Ehrenamt aus Leidenschaft.


Ein Wildvogel wird von einem Auto angefahren, rutscht in einen Kamin oder kann sich aus einer Angelschnur nicht mehr befreien. Solche Unfälle passieren ständig, erklärt Thorsten Kestner. Für die Versorgung der Tiere fühlt sich dann aber oft niemand verantwortlich. Denn sie kostet Zeit, Geld, es braucht viel Platz und das nötige Fachwissen, um den Vogel wieder fit zu bekommen. Das Team des Vereins Paasmühle in Stüter hat sich der Pflege dieser Tiere verpflichtet. Im vergangen Jahr wurde er mit dem Tierschutz-Stifter-Preis ausgezeichnet.

Auf rund 15 000 Quadratmetern pflegt der Verein derzeit rund 400 Greif- und Wasservögel sowie Eulen, unter anderem sind mehr als 50 Schwäne hier untergebracht. Der Verein ist damit erster Ansprechpartner für Feuerwehr, Polizei, Tierheime und Tierärzte im gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus, wenn es um die fachgerechte Betreuung von verletzten Vögeln geht. „Es lohnt sich für die Tierärzte oder Kliniken nicht, schwer verletzte Wildvögel zu pflegen“, sagt Kestner. Für die Ehrenamtler der Paasmühle dagegen spielt nur die Liebe zu den Tieren eine Rolle.

Und so kommt es regelmäßig vor, dass der erst 2011 gegründete Verein gemeinsam mit befreundeten Tierärzten einen Greifvogel mehrere Stunden lang operiert oder erschöpfte Vögel aufpäppelt. Hinzu kommt Federvieh, das durch die Willkür des Menschen verletzt wurde, eine Ente mit Pfeil im Hals erlangte zu Jahresbeginn Berühmtheit. „Viele Vögel kommen durch menschliche Einflüsse in Schwierigkeiten“, sagt Reinhard Vohwinkel. Für ihn resultiert daraus, dass der Mensch auch die Verpflichtung hat, diesen Tieren zu helfen.

Start schon vor 30 Jahren
Den Anstoß für die Wildvogelpflegestation gab Thorsten Kestner schon vor gut 30 Jahren. Als Vorsitzender eines Tierheims erlebte er, dass Vögel bis dahin einen schlechten Stand hatten. Daher etablierte der Architekt eine Einrichtung, die in den vergangenen Jahrzehnten diese Lücke des Tierschutzes schließen konnte und durch ihre Expertise inzwischen international gefragt ist. Einer dieser Experten ist Vohwinkel, der schon viele Länder bereitst hat, um dort Vögel zu fangen.

Die Mitglieder des Vereins nehmen ihre Aufgabe in der Auffangstation sehr ernst. „Das ist nicht alles nur Spaß hier“, sagt Kestner, als das Gespräch auf mögliche neue Mitglieder kommt. „Wir sind hier kein Zoo, die Tiere brauchen Ruhe“, sagt Vohwinkel. Wer mitmachen will, muss anpacken können, nach Möglichkeit handwerklich begabt und sicher nicht zimperlich sein. Denn das Fangen eines Greifvogels, so Kestner, erlernt man in erster Linie durch eins: „Schmerzen“.

Fabian Nitschmann

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